Willkommen auf den Seiten des Auswärtigen Amts
Kanzlei und Residenz

Der Garten der Residenz © Deutsche Botschaft Helsinki

Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Helsinki befindet sich seit dem 1.7.1993 im Stadtteil Kuusisaari, einer Insel, die ursprünglich nur mit einigen Villen bebaut war. Auf dem heutigen Botschaftsgelände stand eine Villa der Unternehmerfamilie Krogius. Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau unterzeichnete 1983 den Planungsauftrag. 1985 wurden 34 deutsche und finnische Architekten eingeladen, sich an einer Ausschreibung für den Entwurf von Botschaftskanzlei und Residenz zu beteiligen. Dieser Ideenwettbewerb diente zur Ermittlung der sechs besten Arbeiten, aus denen dann in einer zweiten Stufe das finale Modell ausgewählt wurde. Der erste Preis ging 1986 an den finnischen Architekten Juha Leiviskä. Leiviskäs Entwurf zeichnet sich durch ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen für die umgebende Landschaft sowie die Topografie des Grundstücks aus. Nachdem alle erforderlichen geotechnischen Untersuchungen abgeschlossen waren, die Bauerlaubnis im Jahr 1989 vorlag und die nötigen Haushaltsmittel zur Verfügung standen, konnten am 15. Februar 1991 die Bauarbeiten beginnen. Am 31. Mai 1991 legte Botschafter Hans Peter Bazing im Beisein der Präsidentin der Bundesbaudirektion Barbara Jakubeit und von Ministerialdirigent Horst Palenberg als Vertreter des Auswärtigen Amtes den Grundstein. Am 8. Mai 1992 konnte das Richtfest gefeiert werden. Nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren und vier Monaten wurde im Juli 1993 die neue Kanzlei in Kuusisaari und im August 1993 die Residenz bezogen.
Grundstück und Neubau
Die Villa, die auf dem Botschaftsgelände früher stand, war schon abgerissen worden, bevor die Bundesrepublik Deutschland 1981 das Grundstück erwarb. Die ursprüngliche vierteilige Gartenanlage des weitläufigen, baumbestandenen Villengrundstücks ist auch heute noch erkennbar. Um die ursprüngliche Struktur zu bewahren, diente die frühere Gliederung des Grundstücks in Einfahrts- und Aufenthaltshof sowie Nutz- und Ziergarten als wesentliche Grundlage für die Planung der neuen Botschaft.

Der Architekt Juha Leiviskä gestaltete die Botschaftskanzlei und die Botschafterresidenz voneinander abgetrennt, aber zueinander versetzt. So entstand ein Gebäudekomplex, der sich mit seinen Bauformen, Vordächern und Terrassen harmonisch in die Umgebung einfügt. Dieser Eindruck wird durch die Verwendung einer hellen, aus Deutschland stammenden Natursteinfassade (Juramarmor) verstärkt.
Hofanlagen
Vor Kanzlei und Residenz befindet sich eine zweigeteilte, umzäunte Zufahrt. Vor dort aus führt ein Weg über einen kleineren Hof, der zwischen Residenz und Kanzlei liegt und zur Uferseite durch freistehende Stelen gekennzeichnet ist, zu den südlichen Außenanlagen. Dieser Hof verbindet gleichzeitig die Residenz mit dem Kanzleigebäude und bildet damit das räumliche Zentrum der Gebäudegruppe.

Der südlich am Meeresufer gelegene Aufenthaltshof wie auch deren nordöstlich davon etwas tiefer gelegener und von Ahorn und Kiefern umgebener Nutzgarten der früheren Villa bilden heute den Außenbereich der Residenz. An warmen Tagen bieten die überdachten Terrassenflächen angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten für Gäste und gewähren einen besonderen Ausblick in die landschaftliche Umgebung.

In der Gartenanlage befindet sich eine zweiteilige Steinskulptur des Kölner Künstlers Edgar Gutbub. Es handelt sich um eine aus einem quadratischen und einem dreieckigen Stein bestehende Kombination. Die aus rotem, überwiegend poliertem Granit erschaffene Skulptur stellt ein konsequentes Zusammenspiel geometrischer Grundformen dar. Unweit von der Skulptur steht die 3,30 m hohe Figur des Bildhauers Leo Kornbrust (München) aus dunklem Impala-Granit. Auch ihre Seitenflächen sind feingeschliffen, wodurch sie ihre samtig anmutende Farbe erhält. Das Kunstwerk bildet durch seine scharfe und kantige Gestalt ein Gegenstück zu den weichen Formen der umgebenden Gartenlandschaft.
Kanzlei
In der Kanzlei sind die funktionsbedingten Anforderungen nach den gleichen Prinzipien wie in der Residenz gelöst worden. Büros, Aufenthaltsräume und Wartesaal haben Ausblick in die umliegende Landschaft. Die langen Gänge werden durch Knicke, wechselnde Breite und Oberlichte belebt. Dunkel endende Sackgassen gibt es nicht. So schafft die architektonische Gestaltung besonders angenehme Arbeitsbedingungen.
Abwechslungsreichtum kennzeichnet die Zusammenstellung der Kunstwerke in der Kanzlei:
- Werke des finnischen Malers Tommi Mäkelä schmücken das Arbeitszimmer des Botschafters. Die Farben der Bilder stehen im Einklang mit den verwendeten Einrichtungsmaterialien.
- Im Konferenzraum befindet sich ein Bild des Frankfurter Künstlers Christian Hanussek, das sich in die vorgegebene Raumaufteilung integriert, obwohl oder gerade weil es vermeidet, die durch die Architektur vorgegebenen Formen zu wiederholen.
- Im Haupttreppenhaus der Kanzlei sind Gemälde der Künstlerin Elke Wree (Karlsruhe) zu sehen, die mit ihren in Blautönen gehaltenen Bildern eine offene, weitläufige Atmosphäre schafft.
- Die Bilder von Frank Badur (Berlin) in der Sitzecke vor dem Büro des Botschafters stehen ganz im Einklang mit der subtilen, konstruktiven Architektur des Gebäudes und lassen einen raumbezogenen Farbklang entstehen.
Kunst am Bau
Werke folgender Künstler finden sich in der Kanzlei, der Residenz und Garten:
- Frank Badur (geb. 1944), nach Beendigung des Studiums der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin Arbeitsaufenthalte in Finnland, England und USA. Er wurde u.a. 1984 mit dem Mülheimer Bürgerpreis für bildende Kunst ausgezeichnet. 1985 wurde er als Professor an die Hochschule der Künste in Berlin berufen. (Bilder in der Sitzecke vor dem Arbeitszimmer des Botschafters)
- Edgar Gutbub (1940–2017), Studien an der Freien Akademie Mannheim und an der Hochschule für bildende Künste Berlin. Er wurde u.a. 1972 mit dem Villa-Romana-Preis in Florenz ausgezeichnet. 1990 – 1991 erhielt er eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig. (Skulptur im Garten der Residenz)
- Christian Hanussek (geb. 1953), studierte in Haarlem, Holland, und an der Städelschule in Frankfurt. Hanussek wurde u.a. 1978 mit dem Förderpreis des Kulturkreises im BDI und 1985 mit dem Jahreskunstpreis des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe ausgezeichnet. (Bild im Konferenzraum)
- Leo Kornbrust (1929–2021), Studium an der Akademie der bildenden Künste München, 1978 Berufung an den Lehrstuhl für Bildhauerei in Verbindung mit der Architektur der Akademie der bildenden Künste München. Kornbrust wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Kunstpreis des Saarlandes 1985 und dem Mia-Münster-Preis der Stadt St. Wendel 1985. (Granitskulptur im Garten der Residenz)
- Tommi Mäkelä (geb. 1954), studierte an der Freien Kunstschule Helsinki von 1970–1974, wo er auch anschließend eine Lehrtätigkeit ausübte. Zwischen 1984 und 1988 war Mäkelä als Kunsttherapeut tätig. An der Akademie für bildende Künste Helsinki ist er seit 1986 als Lektor und Lehrer tätig. (Bilder im Arbeitszimmer des Botschafters)
- Elke Wree (geb. 1940), Studien an der Universität Kiel, Kunstakademie Karlsruhe sowie der Hochschule für bildende Künste Berlin. Sie eröffnete 1969 ein Atelier in Karlsruhe. (Bilder im Treppenhaus der Kanzlei)
- Frank M. Zeidler (1952), studierte an der Hochschule der Künste Berlin und an der Universität Tübingen. Er erhielt u.a. 1979 den Preis der Darmstädter Sezession, 1990 den Kunstpreis Berlin und im gleichen Jahr den Förderungspreis Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin. 1990 und 1991 war er Gastprofessor an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. (Sechsteilige Bilderserie in der Kanzlei)
- Sabine Franek-Koch (1939), Studium an der Hochschule für bildende Künste mit Fred Thieler (Meisterschülerin). Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1969 in Galerie Pels-Leusden in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Radegast (Elbe). (Bilder in der Residenz: Züchte Raben, Nordland 3, Kalevala-Wogenfahrer und Der rote Schneemann)
Architekt Juha Leiviskä

Der 1936 geborene und 2023 verstorbene Architekt Leiviskä gründete 1967 sein eigenes Architektenbüro. Ab 1987 arbeitete er mit V. Helander als Partner eines gemeinsamen Architektenbüros. Leiviskä war Preisträger zahlreicher finnischer Architekturwettbewerbe. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken zählen das Stadthaus von Kouvola (mit B. Saario), die Männistö Kirche in Kuopio, die Myyrmäki Kirche in Vantaa und das Gemeindezentrum in Kirkkonummi. Darüber hinaus restaurierte er u.a. das alte Studentenhaus, das Ständehaus und die Villa Johanna in Helsinki. Weitere Werke des Architekten aus jüngster Zeit sind das Kultur- und Konferenzhaus Addar in Betlehem, das Kulturzentrum Sandels im Stadtteil Töölö sowie der Neubau der Svenska social- och kommunalhögskolan auf dem Unversitätsgelände im Zentrum von Helsinki. Im Juni 2008 wurde Leiviskä von der italienischen Accademia Nazionale dei Lincei mit dem angesehenen internationalen Antonio-Feltrinelli-Preis ausgezeichnet. Der mit 250 000 Euro dotierte Preis wurde ihm für seine Verdienste im Bereich Architektur und Städtebau verliehen. Leiviskä war unter anderem Träger der Pro-Finlandia-Medaille (1992), des Architekturpreises der Carlsberg-Stiftung (1995) und des deutschen Henrik-Steffens-Preises (2003). Leiviskä galt und gilt heute als einer der bedeutendsten Architekten öffentlicher Gebäude in Finnland.