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Kanzlei und Residenz

Ein Sandsteinfarbenes Gebäude mit großen Fensterfronten und Balkonen, im Vordergrund eine gepflegte Rasenfläche mit geometrischen Kunstwerken aus Granit.

Der Garten der Residenz, © Deutsche Botschaft Helsinki

18.01.2023 - Artikel
Deutsche Botschaft Helsinki
Deutsche Botschaft Helsinki© Deutsche Botschaft/Arno de la Chapelle


Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Helsinki befindet sich seit dem 1.7.1993 im Stadtteil Kuusisaari, einer Insel, die ursprünglich nur mit einigen Villen bebaut war. Auf dem jetzigen Botschaftsgelände stand eine Villa der Unternehmerfamilie Krogius. Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau unterzeichnete 1983 den Planungsauftrag. 1985 wurden 34 deutsche und finnische Architekten eingeladen, sich an einer Ausschreibung für den Entwurf von Botschaftskanzlei und Botschaftsresidenz zu beteiligen. Dieser Ideenwettbewerb diente zur Ermittlung der 6 besten Arbeiten, aus denen dann in einer 2. Stufe der endgültige Botschaftsentwurf ausgewählt wurde. Der erste Preis wurde 1986 dem finnischen Architekten Juha Leiviskä zuerkannt. Leiviskäs Entwurf zeichnet sich durch ein hohes Maß an Einfühlung in die umgebende Landschaft und in die Topografie des Grundstücks aus. Nachdem alle erforderlichen geotechnischen Untersuchungen abgeschlossen waren, die Bauerlaubnis 1989 vorlag und die nötigen Haushaltsmittel zur Verfügung standen, begannen am 15. Februar 1991 die Bauarbeiten. Am 31. Mai 1991 legte Botschafter Hans Peter Bazing im Beisein der Präsidentin der Bundesbaudirektion Barbara Jakubeit und von Ministerialdirigent Horst Palenberg als Vertreter des Auswärtigen Amtes den Grundstein. Am 8. Mai 1992 konnte das Richtfest gefeiert werden. Nach einer Bauzeit von nur zwei Jahren und 4 Monaten wurde im Juli 1993 die neue Kanzlei in Kuusisaari und im August 1993 die Residenz bezogen.

Grundstück und Neubau

Die Villa, die auf dem Botschaftsgelände früher stand, war schon abgerissen worden, bevor die Bundesrepublik Deutschland 1981 das Grundstück erwarb. Die ursprüngliche vierteilige Gartenanlage des weitläufigen, baumbestandenen Villengrundstücks ist auch heute noch erkennbar. Um diese Struktur beizubehalten, wurde die frühere Aufteilung des Grundstücks in Einfahrts- und Aufenthaltshof, Nutz- und Ziergarten eine Grundlage für die Planung der neuen Botschaft.

Außenansicht des Kanzleigartens
Außenansicht des Kanzleigartens© Deutsche Botschaft Helsinki

Der Architekt Juha Leiviskä trennte und winkelte Botschaftskanzlei und Botschafterresidenz ab. So entstand ein Gebäudekomplex, der sich mit seinen Bauformen, Vordächern und Terrassen harmonisch in die Umgebung einfügt. Dieser Eindruck wird durch die Verwendung einer hellen, aus Deutschland stammenden Natursteinfassade (Juramarmor) verstärkt.




Hofanlagen

Vor Kanzlei und Residenz befindet sich ein zweigeteilter, umzäunter Einfahrtshof. Von ihm aus gelangt man über einen zwischen der Residenz und Kanzlei liegenden kleineren Hof, der in Uferrichtung durch freistellende „Stelen“ begrenzt wird, zu den südlichen Außenanlagen. Dieser kleinere Hof verbindet gleichzeitig die Residenz mit dem Kanzleigebäude und bildet damit auch das räumliche Zentrum der Gebäudegruppe.


Ein gepflasterter Hof mit Bäumen darauf. Am linken Rand die Wand eines sandsteinfarbenen Gebäudes mit einer Pergola davor.
Außenansicht der Kanzlei© Deutsche Botschaft Helsinki


Der südlich am Meeresufer gelegene Aufenthaltshof der früheren Villa wie auch deren nordöstlich davon etwas tiefer gelegener und von Ahorn und Kiefern begrenzter einstiger Nutzgarten bilden heute den Außenbereich der Residenz. An warmen Tagen bieten Terrassenflächen mit Vordächern angenehme Aufenthaltsmöglichkeiten für Gäste und gewähren schöne Ausblicke in die umgebende Landschaft.

Ein Sandsteinfarbenes Gebäude mit großen Fensterfronten und Balkonen, im Vordergrund eine gepflegte Rasenfläche mit geometrischen Kunstwerken aus Granit.
Der Garten der Residenz© Deutsche Botschaft Helsinki


In der Gartenanlage befindet sich eine zweiteilige Steinskulptur des Kölner Künstlers Edgar Gutbub. Es handelt sich um eine aus einem quadratischen und einem dreieckigen Stein bestehende Kombination. Die aus rotem, überwiegend poliertem Granit geschaffene Skulptur stellt ein konsequentes Zusammenspiel geometrischer Grundformen dar. Unweit von dieser Skulptur steht die 3,30 m hohe Figur des Bildhauers Leo Kornbrust (München) aus dunklem Impala-Granit. Auch ihre Seitenflächen sind feingeschliffen, wodurch sie ihre samtig anmutende Farbe erhält. Das Kunstwerk bildet durch seine scharfe, kantige Gestalt ein Gegenstück zu den weichen Formen der umgebenden Gartenlandschaft.



Kanzlei

In der Kanzlei sind die funktionsbedingten Anforderungen nach den gleichen Prinzipien wie in der Residenz gelöst worden. Arbeitszimmer, Warteplätze und Aufenthaltsräume haben Ausblick in die umgebende Landschaft. Lange Gänge werden durch Knicke, wechselnde Breite und Oberlichte belebt. Dunkel endende Sackgassen gibt es nicht. Dies alles trägt zur Schaffung angenehmer Arbeitsbedingungen bei.
Abwechslungsreichtum kennzeichnet die Zusammenstellung der Kunstwerke in der Kanzlei:

  • Das Arbeitszimmer des Botschafters schmücken Werke des finnischen Malers Tommi Mäkelä. Die Farben der Bilder stehen im Einklang mit den verwendeten Einrichtungsmaterialien.
  • Im Konferenzraum befindet sich ein Bild des Frankfurter Künstlers Christian Hanussek, das sich in die vorgegebene Raumaufteilung einpasst, obwohl oder gerade weil es vermeidet, die durch die Architektur vorgegebenen Formen zu wiederholen.
  • Im Haupttreppenhaus der Kanzlei sind Gemälde der Künstlerin Elke Wree (Karlsruhe) zu sehen, die mit ihren in Blautönen gehaltenen Bildern eine offene, weitläufige Atmosphäre schafft.
  • Die Bilder von Frank Badur (Berlin) in der Sitzecke vor dem Botschafterzimmer stehen ganz im Einklang mit der subtilen, konstruktiven Architektur des Gebäudes und lassen einen raumbezogenen Farbklang entstehen.

Kunst am Bau

Werke folgender Künstler finden sich in der Kanzlei, der Residenz und Garten:

  • Frank Badur (geb. 1944), nach Beendigung des Studiums der Malerei an der Hochschule der Künste Berlin Arbeitsaufenthalte in Finnland, England und USA. Er wurde u.a. 1984 mit dem Mülheimer Bürgerpreis für bildende Kunst ausgezeichnet. 1985 wurde er als Professor an die Hochschule der Künste in Berlin berufen. (Bilder in der Sitzecke vor dem Arbeitszimmer des Botschafters)
  • Edgar Gutbub (1940–2017), Studien an der Freien Akademie Mannheim und an der Hochschule für bildende Künste Berlin. Er wurde u.a. 1972 mit dem Villa-Romana-Preis in Florenz ausgezeichnet. 1990 – 1991 erhielt er eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste Braunschweig. (Skulptur im Garten der Residenz)
  • Christian Hanussek (geb. 1953), studierte in Haarlem, Holland, und an der Städelschule in Frankfurt. Hanussek wurde u.a. 1978 mit dem Förderpreis des Kulturkreises im BDI und 1985 mit dem Jahreskunstpreis des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe ausgezeichnet. (Bild im Konferenzraum)
  • Leo Kornbrust (1929–2021), Studium an der Akademie der bildenden Künste München, 1978 Berufung an den Lehrstuhl für Bildhauerei in Verbindung mit der Architektur der Akademie der bildenden Künste München. Kornbrust wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Kunstpreis des Saarlandes 1985 und dem Mia-Münster-Preis der Stadt St. Wendel 1985. (Granitskulptur im Garten der Residenz)
  • Tommi Mäkelä (geb. 1954), studierte an der Freien Kunstschule Helsinki von 1970–1974, wo er auch anschließend eine Lehrtätigkeit ausübte. Zwischen 1984 und 1988 war Mäkelä als Kunsttherapeut tätig. An der Akademie für bildende Künste Helsinki ist er seit 1986 als Lektor und Lehrer tätig. (Bilder im Arbeitszimmer des Botschafters)
  • Elke Wree (geb. 1940), Studien an der Universität Kiel, Kunstakademie Karlsruhe sowie der Hochschule für bildende Künste Berlin. Sie eröffnete 1969 ein Atelier in Karlsruhe. (Bilder im Treppenhaus der Kanzlei)
  • Frank M. Zeidler (1952), studierte an der Hochschule der Künste Berlin und an der Universität Tübingen. Er erhielt u.a. 1979 den Preis der Darmstädter Sezession, 1990 den Kunstpreis Berlin und im gleichen Jahr den Förderungspreis Bildende Kunst der Akademie der Künste Berlin. 1990 und 1991 war er Gastprofessor an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. (Sechsteilige Bilderserie in der Kanzlei)
  • Sabine Franek-Koch (1939), Studium an der Hochschule für bildende Künste mit Fred Thieler (Meisterschülerin). Ihre erste Einzelausstellung hatte sie 1969 in Galerie Pels-Leusden in Berlin. Sie lebt und arbeitet in Berlin und Radegast (Elbe). (Bilder in der Residenz: Züchte Raben, Nordland 3, Kalevala-Wogenfahrer und Der rote Schneemann)

Architekt Juha Leiviskä

Arkktehti Juha Leiviskä
Arkktehti Juha Leiviskä© Saksan suurlähetystö Helsinki

Der 1936 geborene Leiviskä gründete 1967 sein eigenes Architektenbüro. Seit 1987 arbeitet er mit V. Helander als Partner eines gemeinsamen Architektenbüros. Leiviskä ist Preisträger zahlreicher finnischer Architekturwettbewerbe. Zu seinen bedeutendsten Bauwerken zählen das Stadthaus von Kouvola (mit B. Saario), die Männistö Kirche in Kuopio, die Myyrmäki Kirche in Vantaa und das Gemeindezentrum in Kirkkonummi. Darüber hinaus restaurierte er u.a. das alte Studentenhaus, das Ständehaus und die Villa Johanna in Helsinki. Leiviskäs weitere Werke aus jüngster Zeit sind das Kultur- und Konferenzhaus Addar in Betlehem, das Kulturzentrum Sandels im Stadtteil Töölö und auf dem Campus der Universität Helsinki in der Stadtmitte ein Neubau für Svenska social- och kommunalhögskolan. Im Juni 2008 wurde Leiviskä von der italienischen Accademia Nazionale dei Lincei mit dem angesehenen internationalen Antonio-Feltrinelli-Preis ausgezeichnet. Der mit 250 000 Euro dotierte Preis wurde ihm für seine Verdienste im Bereich der Architektur und der Stadtplanung verliehen. Leiviskä ist unter anderem Träger der Pro-Finlandia-Medaille (1992), des Architekturpreises der Carlsberg-Stiftung (1995) und des deutschen Henrik-Steffens-Preises (2003). Leiviskä ist heute einer der bedeutendsten Architekten von öffentlichen Gebäuden in Finnland.

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