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Befehlshaber Kaack: „Die Marine beweist Bündnissolidarität“

Minenagdboot Fulda und Minenleger

Minenjagdboot Fulda und Minenleger, © 2022/Bundeswehr

09.03.2022 - Artikel

Die Flotte verstärkt seit 1. Februar ihre Aktivitäten an der NATO-Nordflanke. Das ist konkreter Ausdruck enger Verbundenheit mit den Bündnispartnern.

Beteiligt an den Maßnahmen in der Ostsee sind unter anderem ein Seefernaufklärer P-3C Orion, zwei Minenjagdboote und die Fregatte „Sachsen“. Zur gleichen Zeit intensivieren die deutschen Seestreitkräfte ihre Beteiligung an den ständigen Marineverbänden der NATO im Nordatlantik und im Mittelmeer.

„Wenn eine Marine Bündnissolidarität beweist, dann wohl unsere“, unterstreicht Konteradmiral Jan C. Kaack, Befehlshaber der Flotte. „Immerhin sind wir die einzige Marine in der NATO, die fast durchgängig alle vier ständigen Einsatzverbände der NATO mit top-ausgebildeten Schiffen und hochmotivierten Besatzungen besetzt.“ Aktuell seien über 500 Marinesoldatinnen und -soldaten auf sechs Schiffen und Booten in NATO-Aktivitäten an deren Nord- und Südflanke gebunden.

An dem Morgen, an dem der deutsche Seefernaufklärer in Turku landete, kamen auch die Minenjagdboote „Fulda“ und „Datteln“ in Tallinn, Estland an. Die Marineführung hatte sie kurzfristig von einem geplanten Übungsvorhaben in der Nordsee in die Ostsee umgeleitet. Nach kurzem Hafenaufenthalt werden sie die Seeraumüberwachung im Finnischen Meerbusen, dem Seegebiet zwischen Estland und Finnland, ergänzen. Zugleich werden sie mit Einheiten der finnischen und der estnischen Marine gemeinsam üben.

Einen Tag später, am 15. Februar, entschied Befehlshaber Kaack, die Luftverteidigungsfregatte „Sachsen“ in die südliche Ostsee zu schicken. Sie wird dort ihre Besatzung ausbilden und die Interoperabilität mit Verbündeten trainieren. Das Schiff kann mit seinem leistungsfähigen Hauptradar vom Typ SMART-L praktisch den gesamten Luftraum über der Ostsee kontrollieren. „Das ist ein weiteres Signal unserer Bündnissolidarität“, so Kaack.

Rund um die Uhr einsatzbereite Marineschiffe und –verbände

Schon am 1. Februar hatte die Bundeswehr den Einsatzgruppenversorger „Berlin“ kurzfristig in die Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) entsendet. Mit Treibstoff und anderen Versorgungsgütern an Bord erhöht das deutsche Schiff die Seeausdauer des multinationalen Verbandes erheblich. Zusätzlich dient die „Berlin“ als dessen neues Flaggschiff. Das Einsatzgebiet der SNMG 1 - Standing NATO Maritime Group 1 - reicht bis in die Ostsee.

Am 1. März schließlich wird sich das Minentauchereinsatzboot „Bad Rappenau“ im Schwarzen Meer der Standing NATO Mine Countermeasures Group 2 (SNMCMG 2). Mit der Fregatte „Lübeck“ in der SNMG 2 und dem Minenjagdboot „Bad Bevensen“ in der SNMCMG 1 wird die Deutsche Marine dann für alle vier Marineverbände des Bündnisses je ein Schiff oder Boot stellen.

Diese permanent einsatzbereiten Verbände bilden den maritimen Anteil der NATO Response Force. Für den Raum Ostsee und Nordatlantik sind das die SNMG 1 und die SNMCMG 1. Beide, wie auch die zwei weiteren Verbände im Mittelmeer, können umgehend auf Krisen reagieren. An ihnen beteiligt sich die Marine fast durchgehend. „Diese Verbände sind sozusagen das maritime Pendant der NATO Enhanced Forward Presence. Allzeit bereit, rund um die Uhr, vierundzwanzig-sieben, 365 Tage im Jahr,“ betont Kaack.

Die Deutsche Marine als Anlehnungspartner für Baltikum und Nordische Länder

Der Konteradmiral begleitete am 14. Februar auch den achtstündigen Flug der P-3C über der Ostsee und nach Finnland. Mittags in Turku tauschte sich Kaack mit dem finnischen Marinestabschef Flottillenadmiral Tuomas Tiilikainen über die maritim-sicherheitspolitische Lage in der Ostsee aus.

„Für die Politik zeigt dies darüber hinaus, dass die Marine in dieser schwierigen Situation politische Schwerpunktsetzungen demonstrieren kann – mit geringem Aufwand, maximaler Aufmerksamkeit und dazu meist noch im hoheitsfreien Raum der Hohen See. Dem potentiellen Gegner gegenüber ebenso wie dem in Bedrängnis stehenden Alliierten und Wertepartner“, sagt Kaack. Dazu brauche die Deutsche Marine, die Bundeswehr und das gesamte Bündnis ein gesichertes Lagebild. Dazu trage die Marine mit ihren Flugzeugen und anderen Aufklärungseinheiten bei.

Aktueller Anlass dieser Maßnahmen ist die im Moment zugespitzte Russland-Ukraine-Krise und die verstärkte Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen.

Schon nach Beginn der seit 2014 andauernden Krise haben die deutschen Seestreitkräfte ihren maritimen Anteil an der Landes- und Bündnisverteidigung ausgebaut. Das sind nicht nur die oben genannten Assurance Measures, sondern auch neue Formen der Kooperation mit den NATO- und EU-Partnern in der Großregion Ostsee.

2015 rief der Inspekteur der Marine die Baltic Commanders Conference (BCC) ins Leben. In diesem jährlichen Format treffen sich die Flottenchefs der Ostseeanrainer Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen und Deutschland. Die nächste Tagung findet am 1. und 2. März im polnischen Gdynia statt.

„Schon die Existenz dieses Gesprächsforums ist ein Gewinn. Es fördert das gegenseitige Vertrauen ineinander, erzeugt Verständnis füreinander und schafft Netzwerke, die Bestand haben“, erklärt Befehlshaber Kaack. „Das schweißt zusammen.“

Für Krisen und Konflikte steht der Führungsstab DEU MARFOR (German Maritime Forces) Staff bereit

Ein Resultat der BCC ist die Beteiligung von deutschen Ostseepartnern an DEU MARFOR. Dieser Führungsstab baut die Marine seit 2019 auf. Seine Zertifizierung, und damit seine vollumfängliche Einsatzbarkeit, ist für 2023 vorgesehen. Er soll künftig größere NATO-Flottenverbände führen können – wie zum Beispiel auch die Einheiten der vier ständigen Marineverbände des Bündnisses.

Rund 100 Soldatinnen und Soldaten gehören zu DEU MARFOR Staff, ein Personalkörper von Experten, die komplexe Aufträge im maritimen Umfeld umsetzen können sollen. Gut ein Viertel von ihnen sind internationale Austausch- und Verbindungsoffiziere – u.a. auch aus Finnland. Im Krisenfall wird der Führungsstab sogar auf 170 Personen aufwachsen können. Findet eine Krise dann in der Region Ostsee statt, kann die Marine den DEU-MARFOR-Stab der NATO für ein sogenanntes Baltic Maritime Component Command zur Verfügung stellen. Zusammen mit Hauptquartieren für Land- und Luftstreitkräfte sind so in einer Konfliktzone alle militärischen Domänen abgedeckt.

Kurzfristige, flexible Verstärkung der maritimen Nordflanke und langfristige, erweiterte Kooperation mit Deutschlands Ostseepartnern – das Ziel aller dieser Maßnahmen ist, die Allianz in der Domäne See zwischen Kopenhagen und Helsinki, zwischen Gdansk und Stockholm zu unterstützen. Das rückversichert die Alliierten im Nordosten Europas und leistet auch hier einen Beitrag zur Abschreckung durch die NATO.

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